Stadt Zwenkau
 
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Erinnerungen an Bürgermeister Ahnert

 
 

Ein kleiner, wohl gepflegter Herr mit graugemischtem Schnurrbart, einem Klemmer an langer, schwarzer Schnur, fast immer Stiefeletten mit Häckchen und kleinen Messingsporen." So beschrieb ein Zeitgenosse die wohl markanteste Persönlichkeit in der Stadtgeschichte: Gustav Oswald Ahnert, vom 01.08.1873 bis zum 30.04.1911 Bürgermeister und Ehrenbürger der Stadt Zwenkau. 38 Amtsjahre, damit ist er nachweislich der dienstälteste Bürgermeister der letzten 300 Jahre. Er galt aufgrund seine fachlichen Kompetenz, seiner Genauigkeit, seines Durchsetzungsvermögens als absolute Autorität und genoss in der Bürgerschaft hohe Anerkennung. Das brachte ihm mit der Pensionierung auch die Ehrenbürgerwürde. Gleichzeitig erfolgte die Umbenennung der Eisenbahn- in Ahnertstraße.
Trotz aller Verdienste und Auszeichnungen muss Ahnert im Grunde ein bescheidener Mensch geblieben sein. Er besaß kein eigenes Haus, bewohnte mit Frau und zwei Söhnen die alte Knabenschule am Kirchplatz. Die schon 1910 beabsichtige Ehrung per Straßennamen lehnte er mit folgenden Worten ab: "So dankbar ich hierfür zu sein mich gedrungen fühle, so muss ich doch bitten, die Ausführung dieses Beschlusses zunächst noch zu beanstanden. Es widerstrebt meinem innersten Wesen, mich in dieser Weise bei meinen Lebzeiten, zumindest so lange ich noch im Amte bin, geehrt zu sehen."
Ahnert wurde 1843 in Geringswalde bei Rochlitz geboren und entstammt einfachen Verhältnissen. Der Vater war Schuhmachermeister. Nach Volksschule und Privatunterricht schlug er die Verwaltungslaufbahn ein, studierte vermutlich in Leip-zig. Dort fand er eine Anstellung als Sekretär bei der Amtshauptmannschaft Leipzig. Die schickte ihn später nach Zwenkau, um die Stadtfinanzen in Ordnung zu bringen. Das muss er mit Bravour gemeistert haben, denn schon als 30jähriger wurde Ahnert zum Bürgermeister auf Lebenszeit gewählt.
Gustav Oswald Ahnert war Interessenvertreter des Mittelstandes, also der in Zwenkau ansässigen Kaufleute, Händler, Handwerker und Gewerbetreibenden. Sie lehnten die Entwicklung zum reinen Industriestandort zunächst ab, bekamen die Konsequenzen aber nach der Jahrhundertwende zu spüren, da immer mehr Zwenkauer Lohn und Brot in Leipzig suchen mussten. Eine Neuorientierung war nur schwer möglich und scheiterte schließlich am Ersten Weltkrieg und der folgenden Krisenzeit.
Diese Entwicklung hatte Ahnert wesentlich mitzuverantworten. Dennoch erlebte Zwenkau in seiner Amtszeit einen nicht gekannten Fortschritt. Ahnert sorgte für bedeutende kommunale und private Vorhaben, wie
- zentrale Kanalisation (ab 1880) und Trinkwasserversorgung (ab 1900)
- städtische Gasversorgung (1904)
- Bau eines Krankenhauses (1899/1900)
- Kohlegewinnung im Braunkohlewerk Zwenkau (ab 1890)
- Vollendung der Eisenbahnstrecke Gaschwitz-Meuselwitz
- Inbetriebnahme der Schuhfabrik Gotthard Enke (1895)
- Bau der Dampfbrauerei Prößdorf und Koch (1893)
Ferner verwendete er sich für die Anbindung Zwenkaus an das Leipziger Straßenbahnnetz, bessere Straßenverhältnisse, die Entwicklung der Naherholung und des bürgerlichen Vereinswesens.
Ahnert starb 1920. Seine letzte Ruhestätte befindet sich an der Seite seiner Frau am Hauptweg des Zwenkauer Friedhofes südlich der Kirche.

"Mausezwenke"

Mit diesem Titel lebt die Stadt nun schon seit Jahrhunderten. Manchmal mit einem Augenzwinkern, vielleicht manchmal aber auch nicht ganz unberechtigt. Ortschronist Dietrich Wünschmann konnte bislang nirgendwo handfeste Beweise finden. Aber es gibt natürlich jede Menge Geschichten darüber. Beispielsweise sollen Zwenkauer Slawen im Jahre 955, also schon 19 Jahre vor der ersten urkundlichen Erwähnung des Ortes, in der Schlacht bei Augsburg gegen die Ungarn, dem deutschen König Otto I. die Rüstung gestohlen haben. Oder - in der Zeit der Napoleonischen Kriege sollen pfiffige Zwenkauer russischen Kosaken beim Ritt durch den Ort die Hufnägel von den Pferden stibitzt haben. Wahrscheinlicher aber ist, dass "Mausezwenke" von einem Wortspiel kommt.
Im Mittelalter mussten Kaufleute auf dem Weg in die Messestadt Leipzig nämlich in Zwenkau Zoll, also eine Maut, entrichten.

Die einzig wahre histörichte Geschichte über "Mausezwenke"

Der Landwirtschaftsminister der DDR
Kam zur Namensgebung nach Zwenkau her.
Mit Herrn Minister in fröhlicher Runde
Plante der LPG-Vorstand eine Feierstunde.
Man hat sich vorher im Speisesaal umgeschaut
Und merkte, das Honecker-Bild war einfach geklaut.
Nun war guter Rat teuer und knapp die Zeit,
Doch zum Glück stand ein bekannter Maler bereit.

Ohne zu zaudern, strich der die ganze Wand grün,
Ließ darauf Rosen, Tulpen und Nelken erblüh'n
Malte daneben - ohne viel Mühe
Ein paar sozialistische Hochleistungskühe.
Gab dem Bild den gewünschten Glanz
Mit Hammer, Zirkel und Ährenkranz.
Und ganz in die Ecke malte er eine Schleuse,
Aus der lugten zwei niedliche Zwenkauer Mäuse.

Das Bild war fertig, doch die Farbe noch nass,
Da kam schon der Minister, man erhob das Glas.
Man lobte den Staat, man pries die Partei.
Da sprach der Minister: "Ich bin mal so frei,
Und frage den Künstler hier vor allen Leuten,
Was soll das Bild an der Wand wohl bedeuten?"

Wie üblich im Arbeiter- und Bauernstaat
Hatte der Künstler gleich eine Erklärung parat:
"Rosen, Tulpen, Nelken -
Kühe muss man melken.
Hammer, Zirkel, Ährenkranz-
Mause, was du mausen kannst!"


 
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